Seit ich denken kann, war ich unordentlich. Chaotisch trifft es noch eher. Nichts hatte einen festen Platz. Außerhalb der Arbeit war ich komplett unorganisiert und zerstreut. Mit dem ersten Kind wurde es noch schlimmer. Das Chaos in der Wohnung brachte noch mehr Chaos in meinen Kopf. Teilweise wusste ich im nächsten Moment nicht mehr, ob der Herd ausgeschalten, die Kerze ausgepustet oder die Tür abgeschlossen war. Statt eine Todo zu erledigen, hab ich aufgrund der Fülle aller Todos in meinen Kopf gar nicht erst angefangen. Die Wohnung war aufgrund des Chaos weder gemütlich noch hab ich irgendwas gefunden ohne ewig zu suchen.

Während meiner dritten Schwangerschaft 2021 musste ich den Kleiderschrank der Kinder neu organisieren. Eine dritte Größe hätte niemals rein gepasst. Also hab ich begonnen, mich mit dem Falten von Kleidung, Ordnungssystem und Organizern zu befassen. Daraus hat sich innerhalb kürzester Zeit ein extrem ausgeprägter Nestbautrieb entwickelt und ich hab die komplette Wohnung auf den Kopf gestellt. Ich hab ausgemistet und allen Dingen einen festen Platz gegeben. Nach etwa einem Jahr war ich fertig. Und es war nicht nur die Wohnung ordentlich. Plötzlich war ich auch in allen anderen Lebensbereichen deutlich strukturierter. 

Was ich überrascht festgestellt habe: Ordnung halten kann tatsächlich jeder lernen. Und der Effekt ist nicht nur eine ordentliche Wohnung. Neben der Struktur im Kopf stellte sich auch eine total entspannende Ruhe beim betrachten der ordentlichen Schränke und Flächen ein. Noch heute hilft mir das Aufräumen total in stressigen Situationen. Bei Überforderung schaffe ich Ordnung und danach ist alles andere auch halb so schlimm.

Dieses Gefühl ist unbeschreiblich und das möchte ich so gern weitergeben.